U23-EM in Bergen – Bronze für Serina Riedel und Chelsea Kadiri
Ein schlagkräftiges Team von 96 Athletinnen und Athleten vertrat bei den U23-Europameisterschaften in Bergen (Norwegen) vom 17. bis 20. Juli 2025 die deutschen Farben. Damit fiel nicht nur das Deutsche Aufgebot größer als vor zwei Jahren (75) aus, sondern auch aus sachsen-anhaltinischer Sicht zog Freude auf. Vier Athleten hatten den Sprung ins nationale Trikot geschafft – Serina Riedel (SV Halle) trat im Siebenkampf, Philipp Thomas (SV Halle) im Kugelstoßen, Jassam Abu el Wafa (SV Halle) über 10.000 m Bahngehen und Chelsea Kadiri (SC Magdeburg) mit der 4 x 100 m Staffel an.
Philipp Thomas, der erstmals bei einem internationalen Großereignis im Kugelstoßen im Ring stand, sorgte mit seinem überraschenden 4. Platz für Aufmerksamkeit. Mit 18,90 m stieß er knapp an seine Bestweite von 19,08 m heran; bzw. es fehlten ihm nur 11 Zentimeter zur bronzenen Plakette. Sein Resümee fällt daher ein wenig gespalten aus, da er lange auf dem Bronzerang positioniert war, bevor ihn der Niederländer Yannick Rolvnik (19,01 m) im fünften Versuch noch vom Podium verdrängte.
(www.leichtathletik.de): "Ich habe gemischte Gefühle", bilanzierte Philipp Thomas. "Ich freue mich über meinen ersten internationalen Einsatz, aber es ist schade, um ein paar Zentimeter die Bronzemedaille zu verlieren. Insgesamt ist es extrem toll, hier mit der DLV-Nationalmannschaft zu starten, wir haben ein ganz tolles Team und ganz tolle Betreuer. Bei der DM in Dresden will ich noch einmal die Kadernorm angreifen."
Auf Platz 10 und in persönlicher Bestzeit von 41:36,44 min beendete Jassam Abu El Wafa, im 33-Mann starken Geherfeld, das Rennen über die 10.000 m Bahngehen. "Mit der Platzierung bin ich super happy! Ich wollte nicht zu schnell starten, ich bin relativ gleichmäßig gegangen, das hat gut geklappt. Besonders weil ich mich die ganze Woche nicht gut gefühlt habe, ich hatte Probleme mit der Atmung. Freddy (Frederick Weigel, 3. Platz) und ich haben uns aber eine gute Kühltaktik zurechtgelegt." Bei strahlendem Sonnenschein und schwüler Hitze bzw. Temperaturen nah an den 30 Grad, hatten es die Geher wahrlich nicht einfach.
Die deutsche 4 x 100 m Sprintstaffel, u.a. mit Chelsea Kadiri als Schlussläuferin lag im Finale von Anfang in aussichtsreicher Position, die Wechsel eins, zwei und drei verliefen relativ reibungslos. Doch im letzten Wechsel sollte Chelsea zu schnell loslaufen und musste folglich eine Vollbremsung hinlegen, um den Staffelstab von Jolina Ernst noch innerhalb der Wechselzone übergeben zu bekommen. Damit startete sie genau genommen aus dem Hochstart in die letzten 80 m. Als zunächst Viertplatzierte überquerte sie nach 43,75 s die Ziellinie. Die Enttäuschung bei den deutschen U23-Sprinterinnen war zunächst groß. Jedoch wurde der Jubel umso größer, als fest stand, dass die polnische Staffel disqualifiziert wurde (Wechselraum übertreten). Damit rückte die deutsche 4 x 100 m-Staffel auf den Bronzerang vor. "Ich habe noch nie bei einer Staffel gepatzt, ich war in Tränen aufgelöst", gestand Chelsea Kadiri. "Ich habe bei dem Wechsel einfach nur irgendwie versucht, nicht über die Linie zu treten. Jemand hat uns zurückgerufen und uns gesagt, wir sollen noch nicht gehen. Es gab eine Disqualifikation. Wir konnten es nicht glauben", berichtete Holly Okuku.
Am Ende der U23-EM zeigten die Siebenkämpferinnen ihr Können. Mit den ersten vier Disziplinen am ersten Siebenkampftag startete Serina Riedel nicht weit entfernt von ihrer neuen Bestleistung (6.322 Punkte) von Götzis (100 m H 13,76 s, Hochsprung 1,71 m, Kugelstoßen13,02 m, 200 m 24,11 s). „Ich bin zufrieden, auch wenn ich etwas hinter dem Götzis-Resultat hänge. Die Hürden waren super, die 200 Meter jetzt auch wieder gut. Und der zweite Tag ist mein Tag. Da freue ich mich auf den Weitsprung, und auf die 800 m ganz am Schluss, wenn alle im Stadion sind und es laut wird, da habe ich Bock, zu rennen. Dass ich die blaue Startnummer als Jahresbeste, Saga Vanninen hat in diesem Jahr noch keinen Siebenkampf bestritten, tragen darf, motiviert zusätzlich. Ich habe die Nummer erst heute bekommen, das ist schon etwas Besonderes, die hat sonst keiner."
Nachdem sie den ersten Tag mit 3.579 Punkten noch auf dem fünften Platz liegend, beendet hatte, kämpfte sich Serina am zweiten Tag bis auf den Bronzerang nach vor. Mit 6.183 Punkten fehlten etwa 150 Zähler zum Götzis-Resultat, dafür konnte sie am Sonntag mit einem weiten Satz von 6,52 m eine neue Weitsprung-Bestleistung feiern. Zudem gab es 44,42 m mit dem Speer und 02:18,95 min über die 800 m. Damit verdrängte sie noch die Griechin Anastasia Ntragkomirova (6.054 Punkte) vom Bronzerang.
(www.leichtathletik.de): „Ich bin richtig happy mit der Leistung. Ich bin als Beste angereist und wollte die Medaille. Der Weitsprung war mega, 6,52 m, aber den habe ich am Ende auch gebraucht. Dabei war der erste Sprung mit 6,30 m schon solide, die 6,35 m danach waren perfekt, ich hätte nie gedacht, dass ich mich dann noch mal steigern kann. Der Speerwurf war ordentlich, 800 m laufen kann ich, das habe ich auch wieder gezeigt. Mir war klar, dass es kein Wettkampf, wie Götzis wird, das ist ein Fest, hier ist es anders. Anfang habe ich mich mit den Leistungen verglichen, aber dann habe ich mir gesagt, das macht keinen Sinn und mich am Siebenkampf vom Thorpe Cup letztes Jahr orientiert. Hier war ich in fünf Disziplinen besser. Ich bin sehr glücklich über das Ergebnis, auch nach dem Schritt, nach Halle zu wechseln und zu meinen neuen Trainern Kai Dockhorn und Burkhard Gäbel.“
Insgesamt trat das DLV-Team mit einem historisch starken Ergebnis die Rückreise von der U23-EM 2025 in Bergen an. 26 Medaillen (5/9/12) konnten die Athletinnen und Athleten erkämpfen und die in sie gesetzten Erwartungen mehr als übertreffen. Lediglich zur Heim-U23-EM 2005 in Erfurt war man ähnlich stark (4/14/8). Auch in der Nationenwertung, für die alle Top-Acht-Platzierungen herangezogen werden, zog das DLV-Team mit insgesamt 250 Punkten, mit nur einem Zähler weniger, fast gleich mit dem Rekord-Resultat von Erfurt.
Text: Melanie Schulz
Fotos: Stefan Mayer
Alle Resultate stehen auch unter: https://live.european-athletics.com/bergen-2025/timetable