EM München - Sara Gambetta wird Fünfte im Kugelstoßen

Vom 15. bis zum 21. August 2022 gastierten die 25. Leichtathletik-Europameisterschaften zum nun mehr zweiten Mal nach 2002 in Bayerns Hauptstadt München. Das Olympiastadion mit seiner einzigartigen Zeltdachkonstruktion sollte hierbei rund 1.500 Athleten*innen aus 48 Nationen bei 50 Medaillenentscheidungen beheimaten. Dabei führten die Europameisterschaften bereits vor dem finalen Wochenende mit ausverkauften Sportstätten am Königsplatz, Besucherströmen im und zum Olympiapark, sowie vollen Straßen beim Marathon und Radrennen mehr als eine Million Menschen zu den neun Sportarten bzw. dem Festival The Roofs. Das deutsche Gesamt-Aufgebot für die Heim-EM bestand aus 118 Leichtathleten*innen von denen fünf Athleten*innen aus Sachsen-Anhalt kamen.

Das erste Finalticket der besten 12 sicherte sich am ersten Wettkampftag zunächst die Athletin von Bundestrainer Rene Sack, Sara Gambetta vom SV Halle mit 18,53 m [q] im Kugelstoßen, welche sich drei Wochen zuvor noch mit dem Corona Virus angesteckt hatte und somit der WM in Eugene fernbleiben musste.

Stimme zum Vorkampf (www.leichtathletik.de): „Vor so einer Quali ist man immer aufgeregt. Und wir müssen auch sagen, dass die Quali-Weite fürs Finale heute ganz schön hoch angesetzt war. Vor vier Jahren waren das noch 1,10 Meter kürzer. Ich bin froh, dass ich den ersten Versuch ganz gut getroffen habe. Dass er jetzt nicht ganz über die Linie bei den geforderten 18,60 Meter war, ist nicht schlimm. Ich bin froh, dass es jetzt so geklappt hat und freue mich auf heute Abend. Im Finale fällt dann so diese erste Anspannung ab und da heißt es dann einfach nur Gas geben und Feuer frei.“

Im Endkampf sollte es dann nicht ganz soweit hinaus gehen, das 4,0 kg Gerät landet bei 18,48 m und Platz 5. Die beiden anderen deutschen Finalistinnen Julia Ritter (18,29 m) und Katharina Maisch (18,01 m) platzierten sich auf dem 6. und 8. Rang.

Die zweite Starterin des SV Halle, Shanice Craft, welche von Trainerin Katja Schreiber betreut wird, erwischte mit dem zweiten EM-Tag ein tosendes Publikum. Angeheizt durch den famosen Zehnkampfsieg Niklas Kauls und den Überraschungssieg Gina Lückenkempers über 100 m, bot sie mit den Deutschen Kristin Pudenz und Claudine Vita einen spannenden Diskuswurfwettkampf in Münchens Abendhimmel. Lediglich acht Zentimeter trennten schließlich Kristin vom EM-Titel, welchen sich erneut die Kroatin Sandra Perkovic (67,95 m) sicherte. Claudine Vita erwischte im dritten Versuch einen starken Wurf und komplettierte mit 65,20 m und Bronze die DLV-Medaillensammlung. Die SV Athletin, welche mit Schulterproblemen an den Start ging, konnte bis dato dreimal Bronze von Europameisterschaften mit nach Hause bringen; seit 2014 hatte sie jedes Mal auf dem Treppchen gestanden. Diese Serie riss in München, wobei sie mit 62,78 m und einem 7. Platz ein gutes Resultat ablieferte.

Stimme zum Finale (www.leichtathletik.de): "Es war schwierig. Ich hatte im Vorfeld Probleme mit der Schulter und dem Brustmuskel. Auf der einen Seite bin ich froh, dass ich die sechs Versuche heute machen konnte im Finale. Ich habe alles gegeben, ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich muss sagen, es ging heute in der Situation einfach nicht mehr. Die Stimmung war super geil. Es war viel voller als erwartet. Das Publikum hat so geile Stimmung gemacht, das hat mich noch mal richtig gepusht. Ich habe bis zum letzten Versuch probiert, noch mal was rauszuhauen. Es ist schade für alle, die angereist sind, auch Freunde und Familie, aber ich hoffe, sie konnten es trotzdem genießen. Es ist auf jeden Fall eine geile Atmosphäre. Ich freue mich auf jeden Fall für Claudine und Pudi, das Ziel für das deutsche Diskusteam waren zwei Medaillen. Klar, ich wollte noch mal eine Medaille holen, es hat jetzt heute leider nicht gereicht."

Die dritte LVSA-Athletin, Lea Wipper vom SC Magdeburg, welche vom Trainergespann Ralf Wollbrück und Björn Lange trainiert wird, stellte sich im Speerwurf der europäischen Konkurrenz. Mit 55,07 m im dritten Versuch und Platz 17 reichte es jedoch noch nicht, um in den Endkampf der besten 12 einzuziehen. Aber die Zukunft steht der jungen U23 SC Magdeburg-Athletin noch offen.

Stimme zum Vorkampf (www.leichtathletik.de): „Es hätte ein bisschen besser laufen können. Mit dem Ergebnis bin ich jetzt nicht unbedingt zufrieden. Aber es war das erste Mal und es war echt eine geile Stimmung im Stadion. Ich hätte wahrscheinlich noch drei Würfe gebraucht, wie im normalen Wettkampf. Ich glaube, dieses Jahr sind einige Gute nicht ganz so stark wie sonst. Deswegen wäre das eine größere Chance für mich gewesen, ins Finale zu kommen. Ich bin mal gespannt, was im Finale noch so geht. Dort hätte ich natürlich gern selbst geworfen.“

Was wäre das Diskuswerfen, ohne die beiden SC Magdeburg Athleten Martin Wierig und Henrik Janssen, die mittlerweile von Jürgen Schult trainiert werden. Zunächst hieß die Mission Qualifikation erfolgreich überstehen, was Henrik Janssen auch gelang. Kurz vor der Mittagspause verbesserte er sich im zweiten Versuch auf 62,60 m und zog als siebtbester Athlet in die Finalrunde am Freitagabend ein.

Stimme zum Vorkampf (www.leichtathletik.de): "Die Weite war nicht super, aber ich bin froh, dass es trotzdem gereicht hat. Aber die Bedingungen war heute auch etwas schlechter als zum Beispiel in Eugene. Viele Zuschauer waren zum Ende der Session zwar nicht mehr da, aber dafür haben mich die Jungs angefeuert. Das bedeutet mir sehr viel. Im Finale werden mit Sicherheit wieder einige Zuschauer da sein, die Abend-Session gestern war ja schon heftig. Deswegen freue ich mich auf das Finale und würde es dort gerne auch in den Endkampf schaffen. Eine Top-Acht-Platzierung wäre super."

Martin Wierig musste seinen Start leider kurzfristig aufgrund von Knieproblemen absagen. Im Endkampf der besten 12 sollte es dann leider auch knapp nicht für das Finale der besten acht für Henrik Janssen reichen. Mit 61,11 landete er auf dem 10. Platz. Aber auch er ist gerade erst der U23-Klasse entsprungen und kann weiterhin heranreifen, um künftig um Finalplatzierungen u.m. mit zu werfen. Angedeutet hat er sein Potenzial bereits mehrfach im Vorfeld der Meisterschaften.

Insgesamt lässt sich sagen, dass sich der Heimvorteil sehr positiv auf die gesamte DLV-Mannschaft ausgewirkt hat. Das Erfolgsrezept war eine für die Menschen leichte und offene Verbindung aus gutem Sport, einem kostenlosen Kulturprogramm und damit einer zugänglichen sportlichen Großveranstaltung. Folglich wurde diese Leichtathletik-EM mit 16 Medaillen (7/7/2; 194 Nationenpunkten), vielen individuellen Erfolgsgeschichten, spannenden Duellen und jenem einzigartigen, interessierten Publikum zu einem unwiederbringlichen, magischen 7-Tag Event.

Lässt sich nun hoffen, dass sich ein paar Kinder und Jugendliche mehr, sowie interessierte Helfer, Kampfrichter und Übungsleiter*innen dieses sportliche Erlebnis zunutze machen und den Weg zum Sport per se finden bzw. im Sport beibehalten. Die Herausforderung für uns alle bleibt - mit dem Rückenwind europäischer Erfolge und Glanzpunkte, muss es zurück auf die Weltbühne der Leichtathletik gehen.

Melanie Schulz